Nein. Es gibt kein Tempolimit. Und auf keinen Fall in Deutschland. Freie Fahrt für Raser. Manche geben alles, was die Maschine kann, und Gehirn und Feinmotorik bleiben zurück. QSO mit Kratzern im Lack, Beulen im Blech und ab und zu auch mit Totalschaden. Dabei kann schnelles CW so schön sein. Flüssige Unterhaltung, entspannte Kommunikation. Aber wer sich dauern verhaspelt, sollte vielleicht einen kleineren Gang wählen. Manche fahren schnell, andere langsam. Geschwindigkeit ist relativ. Was für den einen Operator schnell ist, kann für den anderen langsam sein. Motivation ist, dass es einfach Spaß macht. Der Spaß an CW wächst mit den eigenen Fähigkeiten; je besser du CW verstehst, desto mehr Spaß macht es dir. Du musst aber auch an dich glauben. Wer meint, dass er niemals CW mit hoher Geschwindigkeit verstehen kann, blockiert sich selbst.
Für viele beginnt das schnelle Morsen oberhalb von Tempo 30 WpM. Die wesentliche Fähigkeit für QRQ ist die sofortige Worterkennung. Anfangs hast du geübt einzelnen Buchstaben zu erkennen. Jetzt geht es um ganze Wörter. Zum Üben brauchst du Zeit und Ausdauer. Von 30 WpM auf 45 WpM brauchst du vermutlich ca. ein Jahr, wenn du täglich 30 bis 40 Minuten sinnvoll trainierst. Mach Pausen dabei und hab Spaß beim Üben!
QRQ-Üben ist wie Meditation. Mit der Zeit bekommst du Ausdauer für längeres und schnelleres Üben und entwickelst einen inneren Filter, der Lärm und andere Ablenkungen unterdrückt. Bis dahin solltest du Ablenkungen vermeiden. CW-Übungen sind kurz vor dem Einschlafen besonders effektiv. Dann bist du entspannt. QRQ-Verstehen findet im Unterbewusstsein statt. Der bewusste Verstand kann komplexe und abstrakte Probleme lösen, aber er ist dafür sehr langsam - je schneller der Code, desto mehr muss im Unterbewusstsein verarbeitet werden.
Von den Augen her kennst du die Technik. Du erinnerst dich sicher an die dreidimensionalen Bilder "Magisches Auge". Wenn du entspannt genug darauf schaust und das Bild nicht fixierst sondern in die Ferne, dann gelingt dir dir plötzlich die wunderbare Ansicht.
QRQ ist ähnlich wie das Beherrschen einer gesprochenen Sprache. Sobald wir sie gelernt haben, konzentrieren wir uns auf die Bedeutung dessen, was gesagt wird, und nicht auf Buchstaben, einzelne Wörter und Grammatik. In dem Moment, wo dein Unterbewusstsein das Decodieren übernimmt, gehst du über von der Buchstaben- auf die Worterkennung, und du kannst dich schließlich auf die Bedeutung des Textes konzentrieren. Du kannst dein Unterbewusstsein ermutigen indem du deine Sinne (außer dem Hören) nebenbei beschäftigst. Streichle deine Katze oder guck dir einen Film an mit malerischen Aufnahmen und ohne Ton. Lass leise Musik laufen. Fang an mit Entspannungsmusik. Kein Heavy Metal. Wenn du merkst, dass das allmählich klappt mit dem unterbewussten Hören, dann probiere es mal beim Autofahren. Du bist auf den Verkehr konzentriert und dein Unterbewusstsein hört nicht Musik sondern CW, und du verstehst es sogar.
Auch das Senden musst du üben. Du wirst dabei ein Muskelgedächtnis für Wörter entwickeln. Das Unterbewusstsein übernimmt die harte Arbeit, die Hand zu bewegen. Wechsle während einer QRQ-Sendeübung zwischen angenehmen und unangenehmen Geschwindigkeiten ab. Du kannst langsam beginnen und Dich zu schnelleren, unangenehmen Geschwindigkeiten steigern. Oder du arbeitest dich von schneller zu langsamer Geschwindigkeit herunter. Für einen echten QSO-Partner gib aber: Nur so schnell, wie du dich noch gut kontrollieren kannst und wie du sich sicher fühlst.
Kontrolliere dein Geben. Lass es von einem sachkundigen Freund bewerten oder lass den Decoder mitlaufen. Nur so kannst du verhindern, dass du in schlechte Gewohnheiten abgleitest. Es ist schwierig, schlechte Angewohnheiten wieder rückgängig zu machen und das richtige Muskelgedächtnis wieder zu entwickeln.
Bei schnellem CW ist der Mithörton wichtig. Er muss angenehm klingen und darf nicht laut sein, sonst klappt das nicht gut mit der unterbewussten Ebene. Viele Mithörtöne sind grausam. Rechteckig und hart. Damit kommst du nicht auf Tempo.
Ein gute Operator kommt mit jeder Taste zurecht. Aber bei bei schnellem CW ist es angenehm eine Taste zu haben, die mechanisch perfekt läuft, die kurze Wege zulässt und minimale Kontaktabstände. Außerdem darf sie gern richtig schwer sein, damit sie im Eifer des Gefechts nicht rutscht.