Paddel oder Pumpe?

Aller Anfang ist schwer. Und beim Morsenlernen stehst du vor der Frage, wo weniger Umweg drin ist. Paddle oder Hubtaste? - Wer Keyboard lernen willl, muss sich nicht durch Klavierstunden quälen. Wer in der Fahrschule mit Automatik startet, kann sich gleich auf gutes und sicheres Fahren konzentrieren. Und beim Morsen ist das genauso. Der Übergang auf Klavier, Schaltgetriebe oder Hubtaste fällt später leichter als umgekehrt.

Viele Funkamateure schalten ihre Sender nur ein und aus. Die Schalter dazu: Morsetasten. Modelle gibt es viele. Wie bei Autos. Stadtflitzer und Rennmaschinen. Preiswerte und unbezahlbare. High-Tech und klapprige. Dreizylinder-Schaltgetriebe und Sechszylinder-Automatik. Oldtimer und hochmoderne Boliden. Aus Blech- oder Gold. Ultraleicht oder tonnenschwer.  - Wer eine kaufen will, hat ein Problem.

Wer schon eine Taste hat, probiert sie am besten mal aus. Wer noch keine hat, borgt sich erstmal eine, bevor er Geld ausgibt. Ein hartnäckiger Irrglaube: Schlechte Tasten erzeugen Gebefehler. Es ist der Operator, der die Fehler macht. Ein guter OP kann mit (fast) jeder Taste geben. Hohes Tempo, Bequemlichkeit und geringe Fehlertoleranz sind ohnehin noch keine Themen für Morse-Anfänger. Am Anfang erstmal langsam Musik machen. Der Rhythmus muss stimmen. Der Notenvorrat ist gering. Pieps kurz, Pieps lang, also Achtelnote und punktierte Viertel. Aber drei verschieden lange Pausen: zwischen dem Pieps, zwischen den Zeichen und zwischen den Wörtern. Die Pausen sind das Wichtigste beim Morsen. Bei Gebeübungen musst du unbedingt von Anfang an einen Decoder mitlaufen lassen, sonst merkst du nicht gut, wenn du falsch spielst. Und auf jeden Fall erstmal: Andante!

Fang erst mit Geben an, wenn du alle Zeichen sicher erkennst und unterscheidest.

Am besten beginnst du mit einem Paddle, einem Doppelhebel. Das ist der raffinierte Schalter. Dazu brauchst du eine Elektronik, die kurze und lange Pieptöne macht. Druck mit dem Daumen: Punkte, mit dem Zeigefinger: Striche. Wenn du beide Hebel zusammendrückst (squeeze), dann sollte die Taste abwechselnd Punk und Strich senden.

Das Paddle stellst du dir so ein, dass du duch Rechts-Links-Bewegungen gut beide Kontakte abwechselnd schließen kannst. Falls die Elektronik verstellt ist, kann du dich zu Beginn an folgenden Einstellungen orientieren:

Punkt-Strich-Verhältnis:  1 : 3
Punktspeicher ein
Iambic B
Tempo zu Beginn max. 14 WpM, besser langsamer

Beginne mit reinen Punkt- bzw. Strichfolgen. Denk dir selbst Folgen aus wie
m m m   o o o   0 0 0
i i i   s s s   h h h   5 5 5
dann schwing mal hin und her:

v v v   b b b   v v v   b b b

f f f   l l l   f f f   l l l
Üb das mal über längere Zeit. Es sollte kein Pieps mehr fehlen oder zu viel dabei rauskommen. Lass zur Kontrolle einen Decoder mitlaufen. Mach das so lange, bis dein Timing stimmt.

Jetzt kommt eine Stelle, an der ein guter Coach am besten helfen kann:
Am besten hat jede(r) von euch eine Taste. Der Coach gibt ein Zeichen und du baust den Klang mit deinem Paddel nach. Wenn dein Zeichen wirklich genauso klingt, dann kommt das nächste. Sonst wird es der Coach wiederholen. (Das kann man auch über Funk machen.)

Wer keinen guten Coach findet, muss sich behelfen. Starte eine Übung wie diese:

In den Pausen gibst du mehrfach den Klang des Zeichens mit deinem Paddle. Auch hier kannst du nebenbei den Decoder zur Kontrolle mitlaufen lassen.

Wenn alles gut sicher und korrekt klappt, dann probier mal kurze Wörter. Aus dem Kopf! Nichts Geschriebenes! Einfach was dir einfällt. Es hört ja keiner zu. Nur dein Decoder. Und dort guckst du dann, ob er alles richtig und mit den passenden Abständen mitgeschrieben hat. UmWortabständemusstdudichselbstkümmern. Wortabständemachen deinenTextleichterlesbar. Sind die Abstände zwischen den Buchstaben im Wort zu groß, dann dreh die Taste langsamer.

Es ist wirklich so: Beim Geben mit der automatischen Taste sind die Pausen das Wichtigste. Die Pausen macht der Operator. Und ohne Pausen ist alles nur Dauerton. - Korrektes CW ist immer besser als schnelles CW. Das wissen leider nicht alle der Gernschnellfunker. Schnelles CW mit vielen Fehlern und schlechten Abständen ist unnötig anstrengend für den Zuhörer.

Jetzt solltest du Geben üben und nicht mehr viel darüber lesen. Just do it! -

Später guck mal bei Kurt vorbei (AD0WE).
https://morsecode.ninja/reference/index.html#diDah

Dort kannst du gebräuchliche CW-Abkürzungen finden und Beispiele für einen einfachen QSO-Text.